Warum Vorlesen so wichtig ist?
Der Wortschatz wird vergrößert, die Konzentrationsfähigkeit gesteigert, das Vorstellungsvermögen erweitert und auch die Kreativität gefördert. Außerdem lernt Ihr Kind durch die Geschichten, sich in andere hineinzuversetzen (Empathie).
*Quelle: Internet
Seit kurzem gibt es in NRW eine feste Lesezeit in den Grundschulen. Die Ministerin für Schule und Bildung, Feller, hat eine verbindliche Zeit von drei mal in der Woche 20 Minuten festgelegt. Zu Beginn des neuen Schuljahres 2023/2024 wurde das kurzfristig in die Stundenpläne integriert.
Jetzt könnte man ja sagen, tolle Entscheidung, schließlich ist Lesen ein ganz wichtiger Teil unseres Systems. Das sollte man so gut beherrschen wie es eben möglich ist.
Leider muss ich sagen, ist die Umsetzung für die meisten Schulen aufgrund des Personalmangels nicht so einfach. In NRW fehlen Lehrer für ungefähr 6.700 Stellen, Stand 01.06.2023.
Natürlich sind diese Zahlen nicht nur für die Grundschule, dennoch gibt es auch hier einen großen Mangel. Es ist erschreckend, wie viele Stellen offen bleiben und die Kinder damit eben unterversorgt sind in Sachen Bildung.
Und dann kommt noch hinzu, das natürlich viele Kinder noch die deutsche Sprache lernen müssen. Manchmal kommen sie erst im zweiten Schuljahr hinzu und dann kann das Kind nicht einen deutschen Buchstaben lesen oder schreiben. Und auch dieses Kind hat jetzt dreimal in der Woche Lesestunde. Jetzt könnte man argumentieren, dass das Lehrpersonal dafür zuständig ist diesem Kind die deutsche Sprache beizubringen. Ja das sagt sich so leicht.
Man stelle sich vor, die Grundschulklassen sind häufig mit 30 Kindern besetzt aber es gibt nur eine Lehrperson. Es ist kaum möglich, den Kindern den vorgeschriebenen Lehrinhalt beizubringen und zusätzlich noch die Sprache und Lesezeit on Top.
Klar wäre es toll, wenn die Schule über mehr Sozialpädagogen oder Alltagshelfer verfügen könnte, aber auch hier besteht ein riesiger Mangel. Förderunterricht wurde an unserer Grundschule zum Beispiel für viele Klassen gestrichen, aus Personalmangel.
Man merkt doch recht schnell, die Grundschulen kommen an ihre Grenzen.
Unsere Schule hat sich entschieden „Leseeltern“ zu nutzen. Das sind Eltern, die während der Lesezeit dann in die Schule kommen und mit einem Teil der Klasse dann Lesen oder Vorlesen.
Ich habe mich gern dafür gemeldet und unterstütze nun die zweite Klasse meines Sohnes. Dafür wird die zweite Klasse geteilt. Eine Hälfte ist in der schuleigenen Bibliothek und die andere Hälfte liest mit uns Eltern. Da kommen dann wieder viele Berührungsängste bei den Kindern auf, schließlich ist man ja doch ein fremder Mensch, doch mit jeder Stunde wird es besser.
Im Durchschnitt sind 3 Lesemütter anwesend und unterstützen so die Lesezeit.
Doch leider ist das nicht in allen Klassen möglich, denn die meisten Eltern sind berufstätig, somit können sie kaum während der Schulzeit unterstützen.
Sicher sind meine angesprochenen Probleme bei weitem nicht alle. Und natürlich haben auch die Eltern eine Pflicht Bildung zu vermitteln, aber für mich persönlich, als Mutter von zwei betroffenen Kindern, ist Lesezeit wichtig und ja sie sollte im Unterricht auf jeden Fall integriert sein. Meiner Meinung nach steht die Aktion im Moment auf „ganz wackeligen Beinen“.
Mir ist bewusst, dass man das Personalproblem nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen kann, aber dann sollte man eben auch prüfen ob so eine Entscheidung getroffen werden sollte, und ob das gewünschte Ergebnis so wirklich auch erreicht werden kann. Ich sehe das nicht, ein Großteil der Kinder wird aufgrund der fehlenden Betreuung trotzdem durch das Raster fallen.
Seid ihr auch betroffen? Ist die Lesezeit für eure Kinder ein Gewinn? Ich freue mich über eure Erfahrungen.

Weitere Infos: Landesregierung NRW
Verbindliche Lesezeiten
Unterrichtsversorgung